Als eine der wichtigsten Fachmessen für Land- und Forsttechnik in Österreich bot die „Agro Alpin“ in Innsbruck den perfekten Rahmen für den ersten „Tag der Forstunternehmer“. WK-Fachgruppenobmann Bernhard-Stefan Müller hatte das Auftaktevent initiiert, um das Netzwerk der Forstunternehmer zu stärken. Daneben standen Aspekte wie die fachliche Fortbildung, der Austausch auf Augenhöhe sowie die eigene Außenpräsentation auf der Agenda. In zwei Jahren soll auch der Lehrlingswettbewerb in Tirol stattfinden, dann wird der „Tag der Forstunternehmer“ zum Fixpunkt im Jahreskalender.
In seinem Impulsvortrag zum Thema „Personalmangel im Forst – Wie die Jugend wieder für den Wald begeistert werden kann“ griff Müller die Problematik des wachsenden Fachkräftemangels bei den Forstunternehmen auf. Zentrale Fragestellungen lauteten: Wie kann Personal in der Region akquiriert werden und wie müssen sich die Unternehmen entwickeln, um das Berufsbild noch attraktiver zu gestalten? Sein Hauptaugenmerk legte der Fachgruppenobmann auf die sogenannte „Generation Z“, also die nach 1995 Geborenen. „Der Leistungszugang dieser Generation hat sich dahingehend gewandelt, dass sich die jungen Menschen nicht mehr nur der Entlohnung oder des Ansehens wegen für einen Beruf entscheiden“, erklärte der Experte und hob hervor, welche Rolle softe Faktoren in der heutigen Zeit spielen würden: „Die Arbeit als Klimamanager ist sehr wertvoll. Sie erhalten die Wälder als Naherholungsgebiete für uns alle und pflegen auch unsere Schutzwälder. Hier müssen wir in der breiten Bevölkerung ein besseres Verständnis und mehr Wertschätzung für die Arbeit der Forstunternehmer schaffen.“ Die größte Herausforderung, die Jugendlichen wieder für die körperliche Arbeit im Wald zu begeistern, besteht laut Müller darin, auch solche InteressentInnen zu erreichen, die nicht bereits einen berufsnahen Background haben: „Der Bau ist präsent, der Forst hingegen fliegt unter dem Radar. Wir müssen Beruf und Ausbildung in Zukunft noch stärker promoten und auch uns selbst dort besser positionieren, wo unsere ‚Klientel' zuhause ist – zum Beispiel in den Sozialen Medien.“
Die Podiumsdiskussion startete Stephan Prantauer, Landesinspektor der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalten (LLA) Tirol, mit der Feststellung, dass ein 14-Jähriger zwar in der täglichen Waldarbeit schwer einzusetzen sei, es bei dieser Altersgruppe dafür ein großes Begeisterungspotenzial gibt: „Wir müssen die Jugendlichen abholen und ihnen eine fundierte Ausbildung zum Forstfacharbeiter oder zur Forsttechnikerin ermöglichen. Im Anschluss sind diese AbsolventInnen wertvolle MitarbeiterInnen für unsere Tiroler Forstunternehmen.“ Der Lehrlingsbeauftragte der Fachgruppe, Mathias Abler, musste allerdings konstatieren, dass nicht allzu viele der Lehrlinge in den Unternehmen ankommen: „Viele arbeiten später im eigenen Betrieb, machen sich selbständig oder lernen andere Berufe weiter. Es ist schwierig, Personal zu finden.“ Dem begegnete Prantauer mit der Dringlichkeit, das Image des Berufsbildes zu korrigieren: „Wir entwickeln unsere Lehrpläne bereits auf Grundlage der Tätigkeit als Klimamanager, daher sollten wir auch in der Kommunikation nach außen vermehrt darauf schauen, von den rein technischen Aspekten des Berufes abzurücken. Auch das Thema der Arbeitssicherheit spielt dabei eine große Rolle. Ich bin für weniger Nostalgie und mehr Realität.“
Landesforstdirektor Josef Fuchs erkannte in diesem Zusammenhang eine „Zeit der Transformation“: „Wir erleben die Generation ‚Fridays for Future‘ – Bio-Ökonomie, Klimawandel und das Holzschlagen müssen in Einklang gebracht werden.“ Fuchs sah aber auch die Notwendigkeit, die Gemeinden mehr in die Pflicht zu nehmen und Ganzjahres-Arbeitsstellen zu schaffen. Der Fachgruppenobmann-Stellvertreter Martin Luxner hakte als Gast und Forstunternehmer an dieser Stelle ein: „Die Bundesforste bilden als österreichweit größter Waldbesitzer nicht aus und vergeben Aufträge losgelöst von regionalen Aspekten rein maschinell an den Billigstbieter. Hier müssen wir noch deutlicher machen, dass es Lehrberufe und damit verfügbare Ressourcen im Land gibt.“
Die Quintessenz der Diskussion:
Prantauer schlug in diesem Sinne vor, noch in diesem Winter einen Workshop mit den AbsolventInnen der vergangenen zwei Jahre zu veranstalten, um gemeinsam zu evaluieren, was auch in der Lehre noch verbessert werden kann: „Das ist mir ein großes Anliegen und ich bin gespannt auf das persönliche Feedback.“ Als Wirtschaftskammer-Vertreter sagte Müller sofort zu, die Einladung und Koordination über die Fachgruppe der Gewerblichen Dienstleister vorzunehmen.
Im Anschluss wurden vier Tiroler Lehrlinge für ihre hervorragenden Leistungen geehrt und bekamen zum Start in das Berufsleben von Martin Luxner und Mathias Abler einen Arbeitshelm überreicht.
Mehr Infos https://www.wko.at/branchen/gewerbe-handwerk/gewerbliche-dienstleister/forstunternehmer2.html
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WK-Fachgruppenobmann Bernhard-Stefan Müller (stehend) führte gemeinsam mit dem Landesforstdirektor HR DI Josef Fuchs (1. v.r. sitzend), Ing. Mathias Abler (1. v.l. sitzend), WK-Lehrlingsbeauftragter, und DI Dr. Stephan Prantauer, Landesinspektor LLA Tirol, eine angeregte Diskussion.
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