Flüsterleise im Betrieb, kraftvoll beim Wegfahren und spurstabil selbst auf Schnee: Was FahrerInnen von Elektro-Autos schätzen, bekam nun auch Buslenker Tony Stäsche zu spüren. Im Auftrag seines Arbeitgebers, der Ötztaler Verkehrsgesellschaft, pilotierte er einen Gelenksbus mit Batterieantrieb auf der winterlichen Strecke zwischen Längenfeld und Sölden. Das Fahrzeug mit einer Länge von 18 Metern bietet Platz für 127 Fahrgäste. Für den routinierten Chauffeur, der seit zwölf Jahren Modelle dieser Größenordnung steuert, eine vollkommen neue Erfahrung: „Ob das Fahrzeug leer oder voll besetzt war, ich konnte immer mit der gleichen Power aus der Haltestelle starten. Auch die Fahrstabilität auf Schnee ist wirklich einzigartig." In Sachen Reichweite kommt es beim Elektrobus auf eine intelligente Fahrweise an. Etwa beim Nutzen der Rekuperation. „Ich bin beispielsweise in Sölden mit 249 Kilometern Restreichweite gestartet. Diese erhöhte sich dank des Gefälles talauswärts bis nach Längenfeld auf 274 Kilometer", so der Lenker von Ötztaler. Seine Fahrgäste brauchten in Sachen Komfort jedenfalls keine Kompromisse eingehen. Denn ein eigenes Batteriesystem übernimmt die Versorgung von Klimaanlagen und USB-Anschlüssen zum Smartphoneladen während der Fahrt. Nach dem einwöchigen Probebetrieb im längsten Tiroler Seitental ging das Modell eCitaro von Mercedes-Benz vorläufig wieder an den Hersteller zurück.
Franz Sailer, Geschäftsführer von Ötztaler, sieht die Tirol-Premiere eines Elektro-Gelenksbus im alpinen Alltagseinsatz als gute Vorbereitung auf künftige Herausforderungen. „Wir versuchen schon immer, neue Technologien im Praxiseinsatz auszutesten. Der Elektrobus hat in Sachen Fahrzeuggeometrie gezeigt, dass die Technik weit fortgeschritten ist", so Sailer. Für Verkehrsunternehmen, welche auf Elektrobusse setzen, kommen noch weitere Überlegungen hinzu. Etwa das Adaptieren der Betriebsstätten auf die notwendige Ladeinfrastruktur sowie das Bereitstellen der benötigten Anschlusskapazität durch den jeweiligen Stromversorger. Ein schrankgroßes Ladegerät lädt das Fahrzeug in 10 Stunden mit 63 Ampere komplett auf. „Die kommende Zeit werden wir weiter nutzen, um verschiedene Systeme auszutesten und deren Einsatzmöglichkeiten zu evaluieren. Sowohl Elektro- als auch Wasserstoffantriebe oder alternative Treibstoffe wie ‚efluid'“ betont Sailer.
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