22. September 2021
WK Tirol / Fachgruppe Gewerbliche Dienstleister

Pandemie als Chance für Tirols Sprachdienstleister

Coronabedingt verzeichnen die 261 Tiroler Sprachdienstleister seit mehr als einem Jahr hohe Umsatzeinbrüche. Doch die Krise bietet auch Chancen. Während der Event- und Tagungsbereich zeitweise zu 100 Prozent eingebrochen war, tun sich mit den entstandenen Hybrid-Formaten in der Veranstaltungsbranche neue Möglichkeiten für die heimischen SprachexpertInnen auf. Um die Branche zu stärken, fordern WK-Berufsgruppensprecher Hermann Covi und Bernhard-Stefan Müller, Fachgruppenobmann der gewerblichen Dienstleister, bei künftigen öffentlichen Ausschreibungen oder Auftragsvergaben die Sprachdienstleistungen als eigenen Punkt in Förderanträgen zu listen.

Wer als DolmetscherIn oder ÜbersetzerIn auf den Tourismusbereich spezialisiert oder abhängig von Unternehmen ist, die durch die Krise stark betroffen waren, hatte in den vergangenen Monaten wenig bis keine Aufträge zu verzeichnen. Auch KonferenzdolmetscherInnen standen plötzlich vor dem Nichts, da viele internationale Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit verschoben oder abgesagt wurden. „SimultandolmetscherInnen sind normalerweise im ganzen Land und häufig auch in anderen EU-Ländern für KundInnen unterwegs. Das war im letzten Jahr nicht bzw. nur sehr eingeschränkt möglich“, berichtet Hermann Covi.

 
Chance aus der Krise

Viele Veranstaltungen fanden in Folge der Reisebeschränkungen und Lockdowns online oder im Hybrid-Format statt. Was erst einmal eine große Umstellung für alle Beteiligten bedeutete, ebnet jetzt neue Wege für die AuftragnehmerInnen. Sprachdienstleisterin Christina Muigg aus Innsbruck sieht hier viel Potenzial: „DolmetscherInnen können eine wertvolle Ressource für OrganisatorInnen von Events – online wie offline – sein. Wir stehen bereits im Vorfeld beratend zur Seite, um gemeinsam herauszufinden, welche Form des Übersetzens sich für die jeweilige Veranstaltung am besten eignet und welche technischen Voraussetzungen zu erfüllen sind." Hermann Covi sieht abseits der Pandemie und ihrer Folgen auch konkreten Handlungsbedarf seitens der Politik, wenn es um die Wertschätzung der Arbeit der Branchenmitglieder geht: „Wir wünschen uns eine Gleichstellung mit VerfasserInnen von Texten und BildrechteinhaberInnen, was die Nennungsverpflichtung im Impressum betrifft.“

Forderung: Sprachdienstleistungen in Ausschreibungen unabhängig anführen

ReFocus, der größte globale Outreach Österreichs und zentraler Bestandteil des wirtschaftlichen Comeback Plans der österreichischen Bundesregierung, sieht künftig über 100 Veranstaltungen zur Förderung des österreichischen Wirtschaftsstandortes weltweit vor. Diese Initiative nehmen die Interessensvertreter zum Anlass, um die Leistungen der heimischen Sprachdienstleister verstärkt in den Vordergrund zu rücken. „Fakt ist, dass hier der überwiegende Teil der Kommunikation in anderen Sprachen als Deutsch abgehalten wird. Unsere Berufsgruppe kann und muss deshalb bei diesem Projekt eine zentrale Rolle spielen. Die Sprachdienstleister sind die ExpertInnen und Hidden Champions in diesem Bereich und agieren seit vielen Jahrzehnten als verlässlicher Partner des starken Exportmotors“, unterstreicht Covi die Dringlichkeit zum Handeln seitens der Bundesregierung. Die Sprachdienstleistungen sollten bei entsprechenden Ausschreibungen oder Auftragsvergaben als eigene Leistung in Förderanträgen genannt werden. Aktuell sind die wertvollen Arbeiten der Mitgliedsbetriebe oft ein integrierter Teil von Werbe- oder Onlinekampagnen der ausführenden Agenturen. Die Berufsgruppe möchte aktiv als Partner bei den Planungen und Gesprächen zu ReFocus eingebunden werden. „Mit Steuermitteln geförderte Übersetzungsleistungen sollten von österreichischen Unternehmen auf Basis der ISO 17100 durchgeführt werden. So bleibt die Wertschöpfung bei garantiert hoher Qualität im Land und sichert Arbeitsplätze“, erklärt Fachgruppenobmann Bernhard-Stefan Müller.

Beruf mit großem Leistungsspektrum

In Tirol gibt es ca. 261 Sprachdienstleistungsunternehmen. Sie unterstützen mit ihrer Arbeit die exportorientierte Wirtschaft und leisten damit einen wertvollen Beitrag für den internationalen Geschäftserfolg der österreichischen Unternehmen. Ihre fachlichen Qualifikationen sorgen dafür, dass sprachliche Informationen eindeutig verstanden werden. Sprachdienstleister übernehmen Übersetzungsdienste in alle Sprachen dieser Welt und für alle Branchen - von medizinischen und juristischen Texten, über technische Fachtexte und Bedienungsanleitungen, bis hin zu Texten für Werbung, Marketing und Produktverpackungen. Dabei verwenden sie modernste, IT-basierte Hilfsmittel und EDV-Programme, wodurch Arbeitsabläufe vereinfacht und eine gleichbleibende Dienstleistungsqualität gewährleistet wird. Das Leistungsspektrum umfasst auch das professionelle Dolmetschen - ein hochkomplexer Vorgang, bei dem gesprochene Reden oder Aussagen mündlich in eine andere Sprache übertragen werden. Man unterscheidet Simultan-, Konsekutiv-, Flüster-, Gebärdensprachen- und Schriftdolmetschen. Die Tätigkeitsfelder von Gebärdensprachen- und Schriftdolmetscher helfen dabei, Personen mit besonderen Bedürfnissen als Brücke zu dienen und für eine reibungslose Kommunikation zu sorgen. Dies ermöglicht ihnen ein normales Leben und unterstützt die Inklusion. Darüber hinaus bieten Sprachdienstleister Übersetzungen von Dokumenten und Verträgen an und unterstützen Unternehmen bei der Planung, Organisation und Durchführung der sprachlichen Betreuung von Konferenzen und Kongressen.

WK Tirol / Fachgruppe Gewerbliche Dienstleister

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Sprachdienstleisterin Christina Muigg sieht viel Potenzial für ihre Branche.

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Bernhard-Stefan Müller, Obmann der Fachgruppe Gewerbliche Dienstleister in der Wirtschaftskammer Tirol,fordert mehr Wertschätzung für heimische Sprachdienstleister.

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Für WK-Berufsgruppensprecher Hermann Covi gehören Sprachdienstleistungen künftig separat ausgeschrieben.

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